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Herbstveranstaltung Sicherheitspolitisches Forum Zentralschweiz vom 15. September 2025 mit Prof. Dr. Jérôme Endrass

Das Referat von Prof. Dr. Jérôme Endrass, forensischer Psychologe und Psychotherapeut, behandelt die Frage: Wie sicher sind wir? Er stellt fest, dass Gewalttaten im öffentlichen Raum zunehmen, darunter Anschläge mit Fahrzeugen oder Messerattacken – auch in der Schweiz. Betroffen sind nicht nur Zivilpersonen, sondern zunehmend auch Einsatzkräfte der Blaulichtorganisationen. Grundsätzlich ist die Schweiz sehr sicher, dennoch besteht Verbesserungspotenzial. Statistiken zeigen, dass Tötungsdelikte in den letzten 15 Jahren stabil und auf niedrigem Niveau geblieben sind, während Raub, Vergewaltigung und schwere Körperverletzungen deutlich zugenommen haben. Allerdings wirken diverse Parameter auf die Statistiken beeinflussend, wie beispielsweise das Anzeigeverhalten von Opfer oder auch die Kapazitäten von Strafverfolgungsbehörden.

In der allgemeinen Bevölkerung findet die meiste Gewalt im häuslichen Bereich statt: Weltweit ist jede fünfte Frau Opfer häuslicher Gewalt, und über 40 % der Vergewaltigungen geschehen im häuslichen Kontext. Während weltweit junge Männer am häufigsten Opfer von tödlicher Gewalt werden, sind in der Schweiz Frauen die häufigsten Opfer. Es wird vermutet, dass es leichter ist, Gewalt von Männern gegen Männer zu unterbinden als die Gewalt, die zu Hause stattfindet.

Ein besonderes Phänomen, das ebenfalls besonders junge Männer betrifft, ist die Incel-Bewegung (involuntary celibacy). Incels sind Männer, die unfreiwillig enthaltsam leben und Frauen für ihre Situation verantwortlich machen. Sie glauben, Frauen seien oberflächlich und bevorzugten nur attraktive Männer. Diese Männer vernetzen sich online, schüren Frauenhass und verherrlichen Gewalt. Es gibt wenig dokumentierte, schwere Gewalttaten von Incels. Die bekannten werden allerdings in der Community gefeiert und es besteht die Sorge von Nachahmungstätern. Psychosoziale Probleme wie Isolation, Einsamkeit, Frustration, Wertlosigkeitsgefühle und Depressionen sind bei Incels verbreitet. Studien zeigen, dass Depressionen und Suizidgedanken bei Incels um bis zu 30 % häufiger auftreten. Gesellschaftlich wird die Situation aus der Sicht der Incels dahingehend zugespitzt, dass in emanzipierten Gesellschaften das Bedürfnis, Beziehungen einzugehen, zwischen den Geschlechtern etwas auseinanderklafft. Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass Männer eher Beziehung anstreben und auch zu Kompromissen in der Wahl der Partnerinnen bereit sind, was bei Frauen weniger der Fall ist.

Ein weiteres Thema, welches die Schweiz beschäftigt, ist die Gewalt gegen Behörden. Prof. Endrass unterscheidet drei Typen von Querulanten: den Pseudo-Querulanten, der eine Lösung sucht und meist harmlos ist; den echten Querulanten, der streitlustig und fixiert ist, aber selten gefährlich; und den Risiko-Querulanten, der vermutlich weniger als 1 % ausmacht, aber in mehreren Dimensionen auffällig und gefährlich ist. Diese Personen treten teilweise auch als Staatsverweigerer in Erscheinung und eskalieren kleine Konflikte zu Staatsfeindschaften. In den USA ist diese Kategorie für viele Staatsterrorakte verantwortlich. Typischerweise handelt es sich um Männer über 40 mit krimineller Vorgeschichte und psychischen Problemen.

Auch Gewalt an Schulen ist ein Thema. Schulattentate sind zwar selten, aber gesellschaftlich traumatisierend. Täter fühlen sich oft als „Rächer der Gemobbten“ und sind in entsprechenden Ideologien vernetzt.

Beim Extremismus zeigen Statistiken, dass die meisten Terroranschläge weltweit in Westafrika durch den IS verübt werden, während Anschläge in Europa medial stärker beachtet werden. In Deutschland gibt es die meisten Anschläge in Europa. Neu ist, dass viele Täter keiner klaren Ideologie mehr folgen, sondern sich aus einer „Extremismus-Salat-Bar“ bedienen, also verschiedene Ideologien und Verschwörungstheorien kombinieren. Auch Incels spielen hier eine Rolle. Psychologisch entsteht Extremismus aus einer vorhandenen Gewaltbereitschaft, die durch Ideologien und Verschwörungstheorien legitimiert wird. Interessant dabei ist die Erkenntnis, dass je besser man eine solche Person wieder in die Gesellschaft integriert – ihr einen Platz in der Gemeinschaft gibt – desto eher kommen sie wieder weg von extremistischem Gedankengut. In der Schweiz liegt der Anteil antisemitischer Einstellungen bei 23 %, wird aber selten offen gezeigt.

Zusammenfassend gilt: Eine Verschwörungsmentalität führt zu einer Ideologie, und gekoppelt mit Gewaltbereitschaft resultiert daraus Gewalt.

Dieser Abend hat zum Nachdenken gebracht. Vielerorts fehlt Geld für (Schul-)Psychologen und andere niederschwellige Angebote, oder man setzt aus Unkenntnis die Prioritäten falsch. Dennoch zeigt sich Jérôme Endrass für die Schweiz optimistisch – wir machen vieles richtig und klüger als das Ausland, indem wir auch Pragmatismus, direkte Kontakte und Augenmass setzen.

Zukunft Maghreb – Zukunft Europa

Stv. Chef Abteilung Mittlerer Osten und Nordafrika (MENA)

Herr Stéphane Tomagian

Am 10. Juni 2025 lud das SPFZ zum Sommeranlass, welcher unter dem Thema der Zukunft des Maghreb und Europas stand. Um 19 Uhr durfte der Präsident des SPFZ, Martin Zemp den Gastreferent, Herr Stéphane Tomagian, Stv C Abteilung Mittlerer Osten und Nordafrika MENA, begrüssen. Er beschäftigt sich intensiv mit der Frage, wie eng die Zukunft des Maghreb mit der Europas verbunden ist. Seine Einschätzungen basieren auf langjähriger Erfahrung in der Region.

In seinen Ausführungen wurde die geografische Lage des Maghreb zu Europa beleuchtet, wobei sich die Migration aus dieser Region auch im Kontext grösserer Bewegungen im afrikanischen Kontinent erklären lässt. Der Maghreb fungiert dabei sowohl als Herkunfts- als auch als Transitregion für Migrierende nach Europa.

Die politischen Systeme sind unterschiedlich, geprägt von der Kolonialgeschichte. Obwohl derzeit eine relative Stabilität besteht, zeigen sich autoritäre Tendenzen und zahlreiche Spannungen. Demokratische Strukturen fehlen, soziale Gerechtigkeit und Wohlstand sind kaum vorhanden.

Die wirtschaftliche Situation lässt aufhorchen. In einigen Ländern der Region beläuft sich die Staatsverschuldung auf über 70% des BIP. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt allgemein über 30%. Wirtschaftliche Entwicklung stagniert, nicht zuletzt durch die Pandemie. Soziale Unzufriedenheit führt zu häufige Streiks und Protesten.

Die besondere Situation des Maghreb gerät oftmals angesichts akuter Krisen rund um die Region – etwa im Nahen Osten, im Sudan oder in der Sahel-Region – in Vergessenheit. Aus europäischer Sicht wäre es aber ein Fehler, sich nicht direkt für die unmittelbare Nachbarschaft in Nordafrika zu interessieren.

Die Auswirkungen auf Europa in den Bereichen Migration, Wirtschaft, Energieversorgung, Sicherheit und Geopolitik sind enorm. Der Maghreb ist ein wichtiger Partner für Migrationstransit, Investitionen, alternative Energiequellen und Terrorismusbekämpfung. Gleichzeitig führen die engen Verbindungen einiger Maghreb-Staaten zu Russland und den Golfstaaten zu geopolitischen Herausforderungen. Um eine stabilere Situation nachhaltig zu generieren, benötigt es ein grösseres Engagement durch Europa als Ganzes.

Bericht Startanlass SPFZ mit Dr. Markus Mäder, Staatssekretariat für Sicherheitspolitik (SEPOS) – Überlegungen zur Sicherheitspolitik in der Schweiz

Am Abend vor Fasnachtsbeginn in Luzern haben rund 85 Personen den Weg ins Armeeausbildungszentrum Luzern (AAL) zum Startanlass des SPFZ gefunden. Die aktuelle Sicherheitslage im In- und Ausland, mit erneuten Terroranschlägen in unseren Nachbarländern, sowie die Rücktrittsankündigungen der Departementsvorsteherin VBS, des Chefs der Armee und des Chefs des Nachrichtendienstes des Bundes beschäftigen. Wie steht es um die Sicherheitspolitik in der Schweiz?

Dr. Markus Mäder, Staatssekretär des per Januar 2024 geschaffenen Staatssekretariats für Sicherheitspolitik SEPOS, hatte zwei Schwerpunkte für sein Referat: Einleitend stellte er uns das SEPOS vor. Das SEPOS befasst sich mit den übergeordneten konzeptionellen Grundlagen für eine kohärente, gesamtheitliche und vorausschauende Sicherheitspolitik der Schweiz, antizipiert sicherheitspolitische Entwicklungen und erarbeitet Handlungsoptionen zuhanden der politischen Entscheidungsträger. Voraussetzung für die Aufgabenerfüllung des SEPOS ist die enge Zusammenarbeit mit sämtlichen sicherheitspolitischen Akteuren. Oder anders ausgedrückt, liegt der Schlüssel zu einer erfolgreichen Sicherheitspolitik in der Vernetzung und im Verbund mit Partnern im Inland und mit dem Ausland. Im zweiten Teil stand die aktuelle Weltlage im Zentrum, und was die Sicherheitspolitische Strategie 2025 der Schweiz, die derzeit unter Federführung des SEPOS entsteht, damit zu tun hat.

In Europa besteht Einigkeit darüber, dass sich die Weltlage so herausfordernd und gefährlich zeigt wie seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr. Wir erleben gerade eine epochale Umbruchphase in den internationalen Beziehungen. Verschiedenste Akteure verfolgen ihre eigenen Interessen, die geopolitischen Rivalitäten nehmen zu, bewaffnete Konflikte häufen und verschärfen sich. Angesichts der Neuausrichtung der amerikanischen Aussen- und Sicherheitspolitik unter Präsident Tump stellt sich die Frage, wie stark Europa sich zukünftig noch auf den Schutzschirm USA verlassen kann. Im selben Moment können wir beobachten, dass völkerrechtliche Regeln immer häufiger missachtet werden und die Hemmschwelle, militärische Gewalt anzuwenden, sinkt. Mit der Erarbeitung einer Sicherheitspolitischen Strategie im Jahr 2025 will der Bundesrat Antworten darauf finden, wie die Schweiz ihre Verwundbarkeiten reduzieren sowie Prävention und Resilienz stärken, die innere und äussere Sicherheit sowie ihre zivilen und militärischen Abwehrfähigkeiten verbessern und gleichzeitig ihre Souveränität bewahren sowie den Handlungsspielraum erhöhen kann. Dazu sollen auf Basisder Werte und Interessen sowie des sicherheitspolitischen Profils der Schweiz Leitlinien, Ziele, Wege und Mittel zur Umsetzung definiert werden. Die Sicherheitspolitische Strategie der Schweiz 2025 wird als Grundlagendokument für die kommenden Jahre für die grundlegende Ausrichtung der Sicherheitspolitik und als Richtschnur für die Instrumente und Politikbereiche dienen. Letztendlich geht es darum, durch Glaubwürdigkeit, Entschlossenheit und Gemeinsamkeit eine umfassende Abwehr- und Verteidigungsbereitschaft sicherzustellen, um die Unabhängigkeit und Souveränität der Schweiz heute und in Zukunft zu garantieren.

Anschliessend an das Referat beantwortete Staatssekretär Mäder noch Fragen aus dem Publikum, unter anderem zur Awareness der Schweizer Bevölkerung bezüglich Sicherheit, zur Angst vor terroristischen Anschlägen auch hier in der Schweiz, zur «European Sky Shield Initiative», zur Strommangellage als mögliches Bedrohungsszenario und zur Sensibilisierung hinsichtlich Informationssicherheit (Stichwort Skype-Telefonie) in der Bundesverwaltung.

Der Vorstand SPFZ bedankt sich herzlich für die spannenden Erläuterungen des Staatssekretärs sowie das rege Interesse der Besucherinnen und Besucher.

Referat «Geopolitische Machtverschiebung indopazifischer Raum»

Das SPFZ lud zum Referat in den Örtlichkeiten der Stiftung Brändi in Horw. Zu Beginn wurden wir vom Gastgeber, Herr Andreas Kathriner, mit ein paar Worten zu Auftrag und dem Standort begrüsst. Zu diesem Anlass durften wir drei legendäre Brändi Dog Spiele verlosen. Herzliche Gratulation den Gewinnern!

Im Anschluss startete Georg Häsler, Schweizer Journalist, Publizist und Autor, Sicherheits- und Militärexperte der «Neuen Zürcher Zeitung», mit packenden Worten in sein Referat. Ein Rundumschlag erwartete uns, gestartet in der Phase von «war and terror» bis in die Zukunft zum «Taiwan-Fenster». Ein Schwerpunkt bildete dabei die Verknüpfung zum «Center of Gravity» von Carl von Clausewitz – Das besagt, dass der gesamte Stoss (eines Verbandes) auf das Zentrum der Kraft und Bewegung ausgerichtet sein muss – welches anhand fünf Stufen der Eskalation herbeigeführt wird: Desinformation, Subversion, Sabotage, Attentat und Kleinkrieg (unterhalb der Kriegsschwelle). Alle diese Merkmale sind aktuell zu beobachten, sei es in der Ukraine oder im Gazastreifen.

Mit düsteren Zukunftsvisionen hat der Referent die Jahre 2027-2030 beleuchtet. Diese Zeitspanne wird auch «Taiwan-Fenster» genannt und meint den Zeitpunkt, auf wann China fähig sein wird, militärisch mit den USA mitzuhalten und somit seine Macht in den indopazifischen Raum verlegen wird. Die USA wird damit ebenfalls ihren Schwerpunkt verlagern müssen und das Schutzschild in Europa fällt.

Das Referat wird geschlossen, indem Georg Häsler klar macht, was diese Situation für die Schweiz bedeuten kann. Mit dem aktuellen Sparplan der Politiker können zentrale Punkte in der vollständigen Ausrüstung der Schweizer Armee bis zum «Taiwan-Fenster» nicht erreicht werden. Auch geht der gesamte strategische Gedanken der Sicherheitspolitik durch die finanziellen Diskussionen verloren. Es ist also dringend nötig, das Konkurrenzdenken der Parteien zu überwinden und gemeinsam einen Konsens zu finden über das «Was bedroht uns? Was wollen wir schützen? Was ist es uns Wert?».

SPFZ Sommeranlass: «Die Achse des Widerstands»

Trotz bestem Sommerwetter sind rund 80 Personen der Einladung des SPFZ zu einem Referat mit Erich Gysling, Schweizer Journalist, Publizist und Autor, gefolgt. Herr Gysling, bestens bekannt als ehemaliger Sonderkorrespondent des nahen und mittleren Ostens, nimmt uns in seinem Referat mit in längst vergangene Zeiten, um uns die Hintergründe zum Nahost-Konflikt aufzuzeigen.

Am 7. Oktober 2023 haben die palästinensisch-sunnitischen Hamas ein Massaker auf einem Musikfestival angerichtet. Dieser schreckliche Angriff auf Zivilisten ist Auslöser eines erneuten Krieges in einem Umfeld voller Hass und Konflikte. Die Hamas leben im Gazastreifen, zusammen mit rund 3.2 Millionen Menschen auf einer Fläche, die so gross ist wie der Kanton Schaffhausen. 50-70% der Behausungen und der Infrastruktur ist zerstört. Es hat keine Wasserleitungen mehr, die Kinder können nicht mehr zur Schule. Wie es weitergehen soll, weiss zurzeit niemand.

Das war nicht immer so. Die Bevölkerung des Gazastreifens war vor dem Krieg gut organisiert. Vor der gewaltsamen Übernahme durch die Hamas vor 2007 gab es sogar eingesessene, notable Familien – gut etabliert und situiert. Heute gibt es allein im Süden von Gaza 1.5 Mio. Menschen, die in Flüchtlingslager hausen.

Blickt man zurück in die Geschichte von Israel, versteht man, dass der Konflikt zwischen Israel und den Hamas auf etwas viel Grösserem beruht. Es droht eine Eskalation zwischen Israel und dem Iran. Noch in den 1970er Jahren hatte der iranische Schah gute Beziehungen zu den USA und zu Israel. Diese Beziehung wurde getrübt, als der iranische Prediger Chomeini als politischer und religiöser Führer der Islamischen Revolution von 1979 den Schah stürzte und die Macht im Iran übernommen hat und Israel fortan als «Fremdkörper» bezeichnete. Als der Iran seine Atommacht angefangen hat aufzubauen, wurde der Iran zur Gefahr.

 Erich Gysling führte in aller Genauigkeit aus, welche Nachbar-Staaten von Israel mit welchen radikalen Gruppierungen (pro-iranische Miliz in der irakischen Armee nach dem Golfkrieg; Hisbollah Miliz im Libanon nach 1982 aufgrund internen Konflikts; Huthi-Rebellen im Jemen-Konflikt, Hamas) mit dem Iran sympathisieren und weshalb es zu offener und verdeckter Unterstützung dieser Gruppierungen kommt. Das Regime im Iran ist über die letzten Jahre religiös strikter geworden und die Fähigkeiten, eine Atomwaffe zu bauen, sind gestiegen. Sie sind ausserdem zu Spezialisten darin geworden, Sanktionen zu umgehen und geben dieses Wissen auch offiziell an Verbündete weiter. Als Grund für die Aufrüstung und die strategischen Partnerschaften mit radikalen Gruppierungen geben sie an, von 45 amerikanischen Stützpunkten und der Atomkraft Israels umgeben zu sein und sich vor einem Angriff schützen zu müssen.

Nach diplomatischen Unstimmigkeiten im Frühling zwischen Iran und Israel gab es seit Ende April keine direkten Angriffe mehr. Herr Gysling geht davon aus, dass es Absprachen zwischen den Staaten gegeben hat. Nichtsdestotrotz droht die Situation zu eskalieren, weil die durch den Iran unterstützten Akteure sehr selbständig und teils auch unkontrollierbar agieren.

Frieden in der Region scheint momentan undenkbar. Selbst wenn die Hamas ausgelöscht würden, wird es immer einen Verhandlungspartner geben. Wenn es nicht mehr die Hamas sind, wird es eine andere Organisation sein. Ausserdem ist der Anspruch von Israel und Palästina in Gaza totalitär. Beide wollen einen eigenen Staat, keine Zweistaatenlösung, auch wenn diese immer wieder in Diskussionen aufgeworfen wird. Eine zufriedenstellende Lösung für nach dem Krieg wird es wohl kaum geben; es bleibt ein Nebeneinander statt eines Miteinander.

Wirtschaftlichen Landesversorgung

Am 01. Februar 2024 fanden 75 interessierte Personen zum Startanlass des SPFZ im AAL ein, welcher im Zeichen der wirtschaftlichen Landesversorgung stand. Die Bevorratung hat in den letzten 3 Jahren wieder grosse Bedeutung erlangt. Als Referent stand Herr Dr. Hans Häfliger, Delegierter der wirtschaftlicher Landesversorgung, vor einem mit 75 interessierten Publikum. Das Thema Versorgungssicherheit ist alt. Am Basler Rathaus ist zu lesen: „Wohl Handeln hat wohl Folgen „. In seinem Referat sprach Dr. Häfliger über die Aufgaben und die Struktur der Landesversorgung, die aktuellen Herausforderungen und Risiken und wie das Bundesamt für Wirtschaftliche Landesversorgung diesen begegnen will. Die Landesversorgung ist auf Importe, Infrastrukturen und Marktstrukturen angewiesen. Herausforderungen wie Klima- und Umweltrisiken, Infrastrukturausfälle, Epidemien/Pandemien, aber auch Streiks, Boykotte und machtpolitische Spannungen. Die Antwort auf diese Probleme waren bisher strategische Reserven (Pflichtlager), die mit dem Ziel angelegt wurden, die Versorgung bei Ausfällen für ca. 4 bis 5 Monate sicherzustellen. Die heute hergestellten Produkte sind nicht mehr so gut lagerfähig wie früher. Viele Güter sind Monopolgüter, die aus weit entfernten Ländern kommen. Die Beschaffungswege sind komplexer geworden. Dr. Hans Häfliger zeigte eine sehr komplexe Organisation auf, welche sich aktuell einer Reorganisation gegenüber sieht. Nach den vielen interessanten Fragen aus dem Publikum wurde die Diskussionen beim Apéro weitergeführt.  

Bericht der 29. Generalversammlung und Referat am Luzerner Kantonsspital

Am 23. November 2023 fand im Hörsaal vom Luzerner Kantonsspital die 29. Generalversammlung statt. 54 Personen folgten der Einladung und fanden sich um 19.15 Uhr im Hörsaal ein. Der Präsident eröffnete gemäss Einladung die GV und führte mittels übersichtlicher Präsentation durch die Versammlung, welche in einem neuen frischen Look über die Leinwand projiziert wurde. Nach der Einführung und Begrüssung gab es eine Schweigeminute für ein für immer heimgegangenes SPFZ-Mitglied. Erfreuliches konnte anschliessend der Finanzchef der versammelten GV bekannt geben. Nach einem Minus aus dem letzten Jahr resultierte ein klares positives Plus, welches uns nun wieder erlaubt, die Anlässe auf dem gewohnten Niveau durchzuführen. Nach erfolgter, durch die Revisoren empfohlener Decharge wurden der Vorstand, der Sekretär des Beirats sowie beide Revisoren einstimmig wieder gewählt. Herzliches Dankeschön an alle die den Wiedergewählten das Vertrauen aussprachen und ein grosses Merci an die Wiedergewählten für die Arbeit zugunsten des SPFZ. Es folgten mit dem Ausblick auf die vier Events im 2024 der Schluss der GV und die Überleitung zum Referenten. Herr Professor Dr. Christoph Kramer vom LUKS gab den Anwesenden einen Inside in die Herausforderung der Medikamentenknappheit sowie der damit verbundenen möglichen Lösungsansätze. Es war äusserst Informativ zu hören, wo, wie und warum die Medikamentenengpässe entstehen. Auf das Referat folgten viele interessante und hochspannende Fragen aus dem Publikum, welche fachkundig durch den Referenten beantwortet wurden. Danach lud der Präsident zu einem ausgezeichneten Apéro riche ein, welches durch die hauseigene Küche erstellt wurde. Beim Apéro konnten weiter Fragen dem Referenten gestellt werden und das persönliche Netzwerk jedes Einzelnen konnte gepflegt werden. Ein grosses Dankeschön geht an das LUKS unter der Führung vom CEO, Herr Benno Fuchs, für das exzellente Hosting sowie an die Küche für das top Apéro und natürlich an alle, die an der GV teilnahmen. Wir wünschen allen Mitgliedern, Freunden und Sympathisanten des SPFZ und deren Liebsten eine friedvolle, besinnliche und lichterfüllte Adventszeit und frohe Festtage. Bis bald im nächsten Jahr.

Sommeranlass 2023 des SPFZ

Meggen, 20.05.2023

Datum/Zeit: Mittwoch, 14.06.2023, 19.00 Uhr

Ort: Kantonsratsaal Luzern, Bahnhofstrasse 15, 6003 Luzern

Am 14.06.2023 fand im ehrwürdigen Kantonsratsaal Luzern der Sommerevent 2023 statt. Nach einer zügigen Begrüssung und Bekanntgabe des Abendprogrammes durch den Präsidenten des SPFZ folgte die Grussbotschaft des Regierungsratspräsidenten Marcel Schwerzmann. Der Abend stand im Zeichen der schweizerischen Neutralität. Unter dem Titel «Ist die Neutralität der Schweiz noch aktuell?» referierte der St. Galler Staatswissenschaftlers Herr Prof. Dr. Christoph Frei über den aktuellen Stand der Schweiz im internationalen Umfeld. Nach dem spannenden Inputreferat wurden viele interessante Fragen durch den Referenten beantwortet. Beim anschliessenden Apéro im Lichthof konnten weitere sehr interessanten Gedanken und Diskussionen zum Themenabend unter den zahlreichen Gästen ausgetauscht werden.

SPFZ Startanlass vom 27. Februar 2023, Universität Luzern

v. r. n. l. Brigadier Daniel Krauer (Chef MND&DPSA) und Herr Martin Zemp (Präsident SPFZ)

Brigadier Daniel Krauer, Chef des Militärischen Nachrichtendienstes und des Dienstes für präventiven Schutz der Armee (MND&DPSA), konnte für den Startanlass des SPFZ mit einem Referat zum Thema „Allgemeine Sicherheitslage der Schweiz; Aktuelle Lage und Ukrainekrieg“ gewonnen werden.

Zum Einstieg erläutert Brigadier Krauer mit Hilfe einer Weltkarte die grössten Konfliktherde. Eindrücklich erzählt er, wo und warum diese Konflikte bestehen und welche Erwartungen damit verbunden sind. Es kristallisieren sich insbesondere folgende fünf Punkte als zukünftige Herausforderungen heraus: 1. Verstärkte Konkurrenz der Grossmächte, 2. Globale Vernetzung & Abhängigkeiten, 3. Technologischer Fortschritt, 4. Gesellschaftliche Polarisierung, 5. Klimawandel & Umwelt.

Betrachtet man das erweiterte Umfeld der Schweiz, erkennt man ein so genanntes Konflikt-S rund um Westeuropa herum: Belarus – Ukraine – Westbalkan – Syrien – Iran – Sudan – Libyen – Algerien. Nicht weiter erstaunt deshalb, dass in Europa wieder vermehrt in Rüstung investiert wird.

Nach diesem groben Überblick fokussiert sich Brigadier Krauen auf die Situation in der Ukraine. Die letzten 12 Monate können grob in drei Phasen unterteilt werden. In der ersten Phase von Februar 2022 bis in den Frühling hinein kann ein Infanterie-Kampf beschrieben werden, der aus Gräben heraus, auf kurze Distanz in überbauten Gebieten, geführt wird. In der zweiten Phase, im Sommer 2022 hat sich die Situation festgefahren, da auf beiden Seiten eine Kriegsmüdigkeit zu spüren war. Die dritte Phase startete im Herbst letzten Jahres. Im September zuerst der Stoss der Ukrainer auf schwache Verbände der russischen Armee, bei dem die Ukrainer Gebiete um Kharkiv zurückerobern konnten. Dann aber ab Oktober Konzentration der russischen Armee auf kritische Infrastruktur der Ukrainer, schwergewichtig die Energieversorgung. Seither liegt quasi ein Stillstand an der süd-östlichen Linie vor. Zusammengefasst kann man sagen, dass Russland seine strategischen Ziele bisher nicht erreicht hat. Russland stellt den Konflikt als Kampf gegen den Westen dar und hat sein Informationsraum komplett abgeschirmt. Im Moment ist eher nicht davon auszugehen, dass eine grosse Operation ansteht, da der Boden in der Ukraine bald am auftauen ist und sehr schlammig wird, was ein Vorrücken behindert. Erfolgsversprechende Manöver sind ab Mai wieder realistisch. Es ist davon auszugehen, dass der Krieg in der Ukraine noch lange kein Ende nimmt oder maximal „einfriert“, unter gleichzeitiger Bildung von Machtblöcken.

Abschliessend ergeben sich einige Erkenntnisse aus dem berichteten: Die Schweizer Armee soll sich Gedanken zur Bevorratung von Munition machen, der Kampf der verbundenen Waffen muss trainiert werden, Abhängigkeiten sind zu beachten und es muss gelingen, den Informationsraum zu besetzen bevor es andere tun.

Für den Bericht

Gisela Rütti und Nicole Fuhrer

GV SPFZ mit anschliessendem Referat von Carl Elsener, CEO Victorinox

Am 29. November 2022 fanden sich 33 Mitglieder und Interessierte zur 28. Generalversammlung des SPFZ in Brunnen (SZ) ein. Im schön dekorierten Mythensaal des Seehotel Waldstätterhof wurden wir zu einem Begrüssungstrunk eingeladen, bevor wir in den geschäftlichen Teil der GV gestartet sind. Der Präsident Martin Zemp führte uns durch die GV. Insbesondere die Treue der 286 Vereinsmitglieder wurde verdankt.

Nach der ordentlichen GV beehrte uns der CEO von Victorinox, Carl Elsener, mit einem eindrücklichen Referat über die Entstehung und das Wachstum der Firma Victorinox. Ursprünglich wurde die Firma durch den Urgrossvater des Redners gegründet, um die Schweizer Armee mit dem Armeesackmesser auszustatten. Diverse Weiterentwicklungen hinsichtlich qualitativer Merkmale aber auch der Angebotsvielfalt liessen die Marke wachsen. Heute sind Geschäfte auf der ganzen Welt zu finden, welche Markenprodukte der Firma Victorinox verkaufen. Das kleine rote Messer ist zum Kultobjekt auf der ganzen Welt geworden.

Zu diesem Erfolg beigetragen haben die „vier Säulen“, auf die sich die Geschäftsleitung seit Generationen stützt und die elementar wichtig für die stetige Weiterentwicklung sind. Die vier Säulen sind: die Mitarbeitenden, die Kunden, die Qualität und die Marke. So werden beispielsweise in den guten Zeiten Reserven gebildet, um die Arbeitsplatzsicherheit der Mitarbeitenden, aber auch des Materials zu garantieren.

Durch ihre Prinzipien, welche die Firma treu verfolgt, ist es gelungen, alle Mitarbeitenden während der COVID Pandemie trotz massivem Markteinbruch zu behalten. Eindrücklich wurde uns von Carl Elsener aufgezeigt, dass es sich lohnt, Ursprungswerte hoch zu halten oder eben antizyklisch zu planen. Jeden Tag verlassen 145‘000 Messer die Firma, mit dem Taschenmesser als Spitzenreiter. Es ist das Herz ihrer Marke!

Zum Abschluss des Abends wurde allen Anwesenden noch ein kleines Taschenmesser zum Geschenk überlassen. Vielen herzlichen Dank dafür!