Brigadier Daniel Krauer, Chef des Militärischen Nachrichtendienstes und des Dienstes für präventiven Schutz der Armee (MND&DPSA), konnte für den Startanlass des SPFZ mit einem Referat zum Thema „Allgemeine Sicherheitslage der Schweiz; Aktuelle Lage und Ukrainekrieg“ gewonnen werden.
Zum Einstieg erläutert Brigadier Krauer mit Hilfe einer Weltkarte die grössten Konfliktherde. Eindrücklich erzählt er, wo und warum diese Konflikte bestehen und welche Erwartungen damit verbunden sind. Es kristallisieren sich insbesondere folgende fünf Punkte als zukünftige Herausforderungen heraus: 1. Verstärkte Konkurrenz der Grossmächte, 2. Globale Vernetzung & Abhängigkeiten, 3. Technologischer Fortschritt, 4. Gesellschaftliche Polarisierung, 5. Klimawandel & Umwelt.
Betrachtet man das erweiterte Umfeld der Schweiz, erkennt man ein so genanntes Konflikt-S rund um Westeuropa herum: Belarus – Ukraine – Westbalkan – Syrien – Iran – Sudan – Libyen – Algerien. Nicht weiter erstaunt deshalb, dass in Europa wieder vermehrt in Rüstung investiert wird.
Nach diesem groben Überblick fokussiert sich Brigadier Krauen auf die Situation in der Ukraine. Die letzten 12 Monate können grob in drei Phasen unterteilt werden. In der ersten Phase von Februar 2022 bis in den Frühling hinein kann ein Infanterie-Kampf beschrieben werden, der aus Gräben heraus, auf kurze Distanz in überbauten Gebieten, geführt wird. In der zweiten Phase, im Sommer 2022 hat sich die Situation festgefahren, da auf beiden Seiten eine Kriegsmüdigkeit zu spüren war. Die dritte Phase startete im Herbst letzten Jahres. Im September zuerst der Stoss der Ukrainer auf schwache Verbände der russischen Armee, bei dem die Ukrainer Gebiete um Kharkiv zurückerobern konnten. Dann aber ab Oktober Konzentration der russischen Armee auf kritische Infrastruktur der Ukrainer, schwergewichtig die Energieversorgung. Seither liegt quasi ein Stillstand an der süd-östlichen Linie vor. Zusammengefasst kann man sagen, dass Russland seine strategischen Ziele bisher nicht erreicht hat. Russland stellt den Konflikt als Kampf gegen den Westen dar und hat sein Informationsraum komplett abgeschirmt. Im Moment ist eher nicht davon auszugehen, dass eine grosse Operation ansteht, da der Boden in der Ukraine bald am auftauen ist und sehr schlammig wird, was ein Vorrücken behindert. Erfolgsversprechende Manöver sind ab Mai wieder realistisch. Es ist davon auszugehen, dass der Krieg in der Ukraine noch lange kein Ende nimmt oder maximal „einfriert“, unter gleichzeitiger Bildung von Machtblöcken.
Abschliessend ergeben sich einige Erkenntnisse aus dem berichteten: Die Schweizer Armee soll sich Gedanken zur Bevorratung von Munition machen, der Kampf der verbundenen Waffen muss trainiert werden, Abhängigkeiten sind zu beachten und es muss gelingen, den Informationsraum zu besetzen bevor es andere tun.
Für den Bericht
Gisela Rütti und Nicole Fuhrer