Zukunft Maghreb – Zukunft Europa

Stv. Chef Abteilung Mittlerer Osten und Nordafrika (MENA)

Herr Stéphane Tomagian

Am 10. Juni 2025 lud das SPFZ zum Sommeranlass, welcher unter dem Thema der Zukunft des Maghreb und Europas stand. Um 19 Uhr durfte der Präsident des SPFZ, Martin Zemp den Gastreferent, Herr Stéphane Tomagian, Stv C Abteilung Mittlerer Osten und Nordafrika MENA, begrüssen. Er beschäftigt sich intensiv mit der Frage, wie eng die Zukunft des Maghreb mit der Europas verbunden ist. Seine Einschätzungen basieren auf langjähriger Erfahrung in der Region.

In seinen Ausführungen wurde die geografische Lage des Maghreb zu Europa beleuchtet, wobei sich die Migration aus dieser Region auch im Kontext grösserer Bewegungen im afrikanischen Kontinent erklären lässt. Der Maghreb fungiert dabei sowohl als Herkunfts- als auch als Transitregion für Migrierende nach Europa.

Die politischen Systeme sind unterschiedlich, geprägt von der Kolonialgeschichte. Obwohl derzeit eine relative Stabilität besteht, zeigen sich autoritäre Tendenzen und zahlreiche Spannungen. Demokratische Strukturen fehlen, soziale Gerechtigkeit und Wohlstand sind kaum vorhanden.

Die wirtschaftliche Situation lässt aufhorchen. In einigen Ländern der Region beläuft sich die Staatsverschuldung auf über 70% des BIP. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt allgemein über 30%. Wirtschaftliche Entwicklung stagniert, nicht zuletzt durch die Pandemie. Soziale Unzufriedenheit führt zu häufige Streiks und Protesten.

Die besondere Situation des Maghreb gerät oftmals angesichts akuter Krisen rund um die Region – etwa im Nahen Osten, im Sudan oder in der Sahel-Region – in Vergessenheit. Aus europäischer Sicht wäre es aber ein Fehler, sich nicht direkt für die unmittelbare Nachbarschaft in Nordafrika zu interessieren.

Die Auswirkungen auf Europa in den Bereichen Migration, Wirtschaft, Energieversorgung, Sicherheit und Geopolitik sind enorm. Der Maghreb ist ein wichtiger Partner für Migrationstransit, Investitionen, alternative Energiequellen und Terrorismusbekämpfung. Gleichzeitig führen die engen Verbindungen einiger Maghreb-Staaten zu Russland und den Golfstaaten zu geopolitischen Herausforderungen. Um eine stabilere Situation nachhaltig zu generieren, benötigt es ein grösseres Engagement durch Europa als Ganzes.